TREASURE – Familie ist ein fremdes Land. Nach dem Buch "Too Many Men" von Lily Brett. Bundesweiter Kinostart am 12. September 2024 - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Kunst + Kultur Film



AVIVA-BERLIN.de im September 2024 - Beitrag vom 22.08.2024


TREASURE – Familie ist ein fremdes Land. Nach dem Buch "Too Many Men" von Lily Brett. Bundesweiter Kinostart am 12. September 2024
Mira Rassmus

Ruth, auf der Suche nach der Geschichte ihrer Familie vor dem Hintergrund der Shoah und Edek, auf der Flucht vor seinen Erinnerungen, machen sich kurz nach Fall des Eisernen Vorhangs von New York aus auf eine gemeinsame Reise nach Polen. Die eine, um zu verstehen, wer ihre Familie ist, und der andere, um anscheinend genau das zu verhindern. AVIVA-Berlin verlost 3x2 Kinofreikarten




Als die Musikjournalistin Ruth (Lena Dunham) beschließt, sich in Polen auf die Suche nach ihrer Familiengeschichte zu machen, bekommt sie ungefragten Beistand ihres Vaters Edek (Stephen Fry). Ruth und Edeks Beziehung ist alles andere als dynamisch, denn während Ruth die Vergangenheit ihrer Familie verstehen will, wirkt Edek alles andere als überzeugt, sich an Vergessenes zu erinnern. "Welcher Jude besucht Polen als Tourist" äußert er sich mürrisch und will offenbar nicht sein, wo er gerade ist. Schon der Zug am Flughafen wird von Edek verschmäht, löst dieser erste Erinnerungen an eine Zeit aus, die lieber vergessen bleibt. Er findet stattdessen Stefan (Zbigniew Zamachowski), einen Taxifahrer und schon nach Minuten Edeks "guter Freund", der die beiden von nun an begleitet.

Der Besuch der Wohnung in Łódź, wo Edek bis zur Vertreibung durch die Nazis 1940 lebte, kann nicht schnell genug vorbei gehen und selbst als Gegenstände der Eltern gefunden werden, möchte Edek nur eins: weg von hier. Und auch auf dem Friedhof, wo Verwandte begraben liegen, mag er nicht sein. "Meine Toten sind in Auschwitz" sagt er und verschwindet zurück zum Auto.

Schließlich steht die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau auf Ruths Plan und so machen sich die beiden, nach Zögern des Vaters, auch dorthin auf den Weg. Angekommen erinnert Edek sich: an die Haltestelle des Zuges, mit dem er ankam, an seine Baracke und seinen Schlafplatz, an den Gestank, der nicht mehr da ist. Und dieses Erinnern verändert die beiden und ihr Miteinander. Denn obwohl Edek vorher das Gegenteil behauptet hat, ist eine Mauer nicht immer nur eine Mauer.

Die Beiden kämpfen zwar nebeneinander und doch beide furchtbar allein mit der Geschichte der Familie, die auch immer die eigene ist. Wo für Edek ein zuviel ist, zuviel Schmerz und Angst, ist für Ruth zuwenig, eigentlich nichts, da nie über die Vergangenheit der Eltern gesprochen wurde. Die Vater-Tochter Beziehung, zu Beginn der Reise geprägt von Misskommunikation und Missverstehen entwickelt sich zart. Missverstehen wird zu Verständnis, Misskommunikation zu vorsichtigen Gesprächen über Erinnerungen und Emotionen. Die Zuschauenden werden Zeug:innen der Entstehung einer Verbindung zwischen Ruth und Edek, die bedingungslos alle Traumata, Fehler und Ängste akzeptiert.

Cast, Buchvorlage und Regie

Die Verfilmung von Lily Bretts Roman "Too Many Men" (auf Deutsch 2002 erschienen unter "Zu viele Männer" bei Suhrkamp) zeigt uns zwei Charaktere, die in gleich zwei Romanen der Schriftstellerin auftauchen. Ruth und Edek kehrten 2005 in "You Gotta Have Balls" (auf Deutsch 2007 erschienen unter "Chuzpe" bei Suhrkamp) zurück und zeigen sich dort noch einmal von ganz neuen Seiten. Unter der Regie von Julia von Heinz werden Ruth und Edek brillant und authentisch von Lena Dunham und Stephen Fry verkörpert. Und als Zuschauende versteht man beide, die Sehnsucht nach mehr sowie die Sehnsucht nach weniger und letztendlich die Sehnsucht nach Verständnis. Der Film lässt uns mitfiebern und hoffen und bewahrt trotz allgegenwärtigem Schrecken der Vergangenheit der Leichtigkeit, die uns durch all die Schauplätze früheren Leides hilft.

AVIVA-Tipp: Der Film berührt und lässt einen auch nach dem Abspann nicht los. Trotz einer Trauer, die sich durch den Film zieht, bleibt der Film humorvoll und leicht. Als Zuschauer:in hat man das Gefühl die beiden Protagonist:innen persönlich zu kennen, so nah war man ihnen. Ein grandioses und sehenswertes internationales Debut von Julia von Heinz!

Treasure – Familie ist ein fremdes Land
Deutschland, Frankreich, Polen 2024
Regie: Julia von Heinz
Drehbuch: Julia von Heinz, John Quester
Literarische Vorlage: Lily Brett
Darsteller:innen Lena Dunham, Stephen Fry, Zbigniew Zamachowski u.a.
Produzent:innen: Fabian Gasmia & Julia von Heinz (Seven Elephants), Lena Dunham (Good Thing Going)
Koproduktion: Haïku Films, Kings&Queens Filmproduktion, Lava Films und BR, SWR, MDR, ARTE
Nach seiner Weltpremiere im Rahmen der diesjährigen 74. Internationalen Filmfestspiele Berlin in der Sektion Berlinale Special GALA feierte Treasure – Familie ist ein fremdes Land seine US-Premiere auf dem Tribeca Film Festival in New York. Treasure ist der Abschluss der Aftermath-Trilogie von Regisseurin Julia von Heinz, die sich mit den Auswirkungen des Holocaust auf nachfolgende Generationen beschäftigt.
112 Minuten
FSK 12
Kinostart am 12. September 2024 im Verleih von Alamode Film
Mehr zum Film und der Trailer unter: tickets.alamodefilm.de/treasure


AVIVA-Berlin verlost 3x2 Kinofreikarten zum Kinostart von "TREASURE – Familie ist ein fremdes Land".. Bitte senden Sie uns dazu bis zum 30.09.2024 per Email an: info@aviva-berlin.de die Beschreibung von 2 prägnanten Szenen aus dem Trailer.


Hinweis zum Datenschutz:
Wir behandeln Ihre personenbezogenen Daten vertraulich und entsprechend der gesetzlichen Datenschutzvorschriften sowie unserer Datenschutzerklärung
Durch die Teilnahme an diesem Gewinnspiel und im Falle eines Gewinns stimmen Sie der Übertragung Ihrer Daten (Name, Anschrift und E-Mail-Adresse) zu.
Diese Daten werden ohne Ihre ausdrückliche Zustimmung bzw. unsere vorherige Anfrage nicht an Dritte weitergegeben.
Wir weisen darauf hin, dass die Datenübertragung im Internet (z.B. bei der Kommunikation per E-Mail) Sicherheitslücken aufweisen kann. Ein lückenloser Schutz der Daten vor dem Zugriff durch Dritte ist nicht möglich.


Kunst + Kultur > Film

Beitrag vom 22.08.2024

AVIVA-Redaktion